Zum guten Ton gehört es in der heutigen Zeit, beide Geschlechter gleichberechtigt zu nennen. Die rein männliche Form, die stellvertretend auch das weibliche Geschlecht mitmeint, ist in der Alltagssprache weiterhin der Normalfall, im Schriftdeutsch aber zunehmend verpönt. Der Gleichstellungsbeauftragte oder die Gleichstellungsbeauftragte geben an vielen Unis inzwischen Richtlinien zur gendergerechten Sprache heraus. An manchen Hochschulen gibt es sogar Punktabzug oder wird eine Arbeit gar nicht erst angenommen, wenn nicht geschlechtergerecht formuliert wurde. Wer seine Studienarbeit in Englisch verfasst, steht damit vor einer fast unlösbaren Aufgabe, denn geschlechtergerechte Formulierungen sind dort noch schwieriger.
Im Deutschen haben Sie im Wesentlichen drei Möglichkeiten, die zu gut lesbaren Ergebnissen führen, aber auch nicht ganz ohne Nachteile sind:
1. Generalisieren
Bleiben Sie beim traditionellen generischen Maskulinum oder schaffen Sie ein generisches Femininum (also entweder nur die männliche oder nur die weibliche Form) und erklären Sie in einer Fußnote, dass damit grundsätzlich beide Geschlechter gemeint sind.
Probleme: Es ist nur eine Alibilösung, ein fauler Kompromiss, der keine wirkliche Geschlechtergerechtigkeit herstellt. Außerdem gibt es Komplikationen, wenn bei einer bestimmten Person im Text tatsächlich einmal nur ein Mann oder eine Frau gemeint ist.
2. Ausformulieren
Nennen Sie stets beide Geschlechter gleichberechtigt.
Probleme: Sehr ausführlich, Text wirkt aufgebläht, wirkt schnell krampfhaft bei häufiger Nutzung. "100" könnte sich auch auf beide Formen beziehen, es ist nicht mehr eindeutig, ob 100 oder 200 Personen gemeint sind.
3. Neutralisieren
Verwenden Sie substantivierte Verben, die beide Geschlechter meinen können.
Probleme: Semantische Unschärfen (es gibt studierende und nicht-studierende Studenten/Studentinnen).
Empfehlung
Eine allgemeine Empfehlung für eine ideale Lösung gibt es nicht, je nach Thema und Inhalt einer Arbeit sollte man sich für die passende Variante entscheiden. Auch das Kombinieren verschiedener Varianten kann je nach Textstelle sinnvoll sein, im Kern sollte jedoch eine klare Linie erkennbar bleiben.
Was Sie besser nicht machen sollten
Es gibt noch weitere Formen der geschlechtsneutralen Schreibweise, die sich jedoch weniger eignen, weil die Probleme überwiegen, z. B. die Schreibweise mit Binnen-I oder Unterstrich:
Diese Form ist ebenfalls stark verbreitet, relativ gut zu lesen, wirkt aber schnell wie ein politisches Statement, ist streng genommen ein Rechtschreibfehler und führt früher oder später fast immer zu Grammatikproblemen. Auch das verkürzte Nennen beider Formen mit Schrägstrich oder Klammern, im Grunde die orthographisch korrekte Form der Binnen-I-Schreibung, sollte vermieden werden.
Eine derartige Verschmelzung ist zwar sprachlich korrekt, nervt den Leser aber unheimlich, da es sich ebenfalls nicht laut lesen lässt, während des Lesens muss umständlich abstrahiert werden, der Blick für den eigentlichen Inhalt geht verloren.
Problemfälle
Wer sich etwa für Studierende entscheidet, muss Acht geben, dass er nicht aus Versehen wieder in die maskuline Form fällt, also nicht „ein Studierender“ schreibt. Probleme gibt es generell, sobald Personen im Singular zu nennen sind:
Wer hier „ein(e) Biochemiker(in)“ schreibt, produziert vor lauter Geschlechtergerechtigkeit eine lustige Stilblüte, denn eine Person hat in der Regel nur ein Geschlecht. Soll trotzdem streng neutral formuliert werden, gehen nur umständliche Konstrukte wie „eine Person mit Abschluss in Biochemie“. Die einfachste Lösung ist hier, sofern bekannt, einfach nur das tatsächliche Geschlecht zu nennen (ein Biochemiker/eine Biochemikerin).
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